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Das war der erste Kongress der Tafel Jugend

Dienstag, 23. August 2022

Gemeinsam die Tafel-Zukunft gestalten: vom 19. - 21.8.2022 trafen sich knapp 40 junge Freiwillige aus ganz Deutschland am Holzmarkt in Berlin.

„Junge Menschen haben Bock sich zu engagieren“, sagte Sebastian Prill mit Nachdruck. Er moderierte den ersten Kongress der Tafel Jugend vom 19. - 21.8.2022 am Holzmarkt in Berlin. 42 Prozent der jungen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich, das sind im Vergleich zur gesamten Bevölkerung überdurchschnittlich viele. Dieses junge Engagement wurde auch beim Kongress sichtbar. Rund 40 Teilnehmende kamen aus ganz Deutschland zusammen - von Potsdam bis Düsseldorf, von Bremen bis Tübingen. Einige engagieren sich seit wenigen Monaten bei ihrer Tafel, andere sind schon viele Jahre dabei. Manche organisieren sich in ihrer Tafel bereits in einer eigenen Tafel Jugend-Ortsgruppe.

Die Tafel Jugend fördert junges Engagement. Wir möchten uns vernetzen, deswegen sind wir heute hier. Wir wollen uns auf allen Verbandsebenen einbringen und neue junge Freiwillige gewinnen“, erklärte Sophie Pölcher, die 2021 zur ersten (vorläufigen) Jugendbeisitzerin gewählt wurde, bei der Eröffnung des Kongresses. Damit stimmte sie die Teilnehmenden auf ein intensives und erlebnisreiches Wochenende ein, das in einer emotionalen Kundgebung vor dem Bundestag seinen Abschluss und Höhepunkt fand.

Tag 1: ankommen, kennenlernen und gemeinsam kochen

Nach dem ersten Tag voller Interaktion und Begegnung folgte am zweiten Tag ein vielfältiges Workshop-Angebot zu den folgenden Themen:

  • Armut und Ernährungsunsicherheit in Deutschland
  • Die Tafel-Arbeit im internationeln Kontext
  • Zusatzangebote und Vernetzung in meiner Tafel
  • Finanzierung auf lokaler und regionaler Ebene
  • Kreativworkshop: Wir machen uns bereit zum Tellerprotest!

Die Tafel-Aktiven haben ihre Ideen, Fragen und Erfahrungen mitgebracht und sich gemeinsam in viele Tafel-relevante Themen eingearbeitet. Während drei aufeinanderfolgender Zeitfenster fanden jeweils zwei Workshops parallel statt, sodass sich alle Teilnehmenden die für sie interessantesten Themen aussuchen konnten. Dort erhielten sie Raum, Neues zu lernen, aber auch die eigenen Perspektiven einzubringen.

Tag 2: Workshops, Workshops, Workshops

Am Sonntag ging es nach dem Closing-Plenum am Holzmarkt zum Abschluss-Event, einer Kundgebung vor dem Paul-Löbe-Haus im Berliner Regierungsviertel. Hier legten die jungen Tafel-Ehrenamtlichen bunt bemalte Teller auf den Boden und rollten Plakate aus, die sie während des Kongresses selbst gestaltet haben. Darauf sind in deutlichen Worten Botschaften an die Bundesregierung für soziale und ökologische Gerechtigkeit zu lesen: Armut abschaffen; gesundes Essen darf kein Luxus sein; Regelsätze rauf, Sanktionen raus; keine Lebensmittel verschwenden; volle Teller für alle.

Die Ehrenamtlichen kennen die Situation armutsbetroffener Menschen aus dem Tafel-Alltag, kommen in engen Kontakt mit Betroffenen. Sie sehen, wie immer mehr Menschen nicht über die Runden kommen, wie die steigenden Lebensmittelpreise und Fixkosten ihr knappes Budget auffressen. Wie bei den Tafeln gleichzeitig weniger Lebensmittelspenden ankommen und die Ehrenamtlichen sehen müssen, dass ihre Hilfe nicht reicht und Kundinnen und Kunden Angst haben, nicht genug abzubekommen. Alex von der Jungen Tafel Göttingen berichtete von Verteilungskämpfen und Anfeindungen gegen Ehrenamtliche, die einfach nur helfen möchten.

Tafeln sind ein freiwilliges Zusatzangebot; können Armut nur lindern, aber nicht bekämpfen. Das ist Aufgabe des Staates. Deshalb stehen die jungen Tafel-Aktiven nun hier, das Bundeskanzleramt im Rücken, und recken ihre Plakate in die Höhe. Fünf Aktivist:innen der Bewegung #IchBinArmutsbetroffen schlossen sich der Tafel Jugend-Kundgebung an und forderten ebenfalls armutsfeste Regelsätze und Renten. Sie möchten einfach nur ein Leben in Würde führen, so wie es jedem Menschen zusteht.

Bei der Kundgebung trug Alex weitere Forderungen vor, die die Tafel Jugend gemeinsam erarbeitet hat:

  • Mehr Anerkennung für das Ehrenamt
  • Mehr Aufklärung über Ernährungsnachhaltigkeit
  • Ausbau der Tafel-Logistik
  • kostenloser ÖPNV für Tafel-Kund:innen, armutsbetroffene Menschen und Ehrenamtliche
  • Förderung der E-Mobilität für eine ökologische Verkehrswende bei den Tafeln

„Halten Sie Ihre Versprechen aus der Bundestagswahl“, forderte Alex Bundeskanzler Olaf Scholz am Ende seiner Rede auf.

Tag 3: Kundgebung "Armut macht keine Sommerpause - wir auch nicht!"

Würden die jungen Tafel-Aktiven erneut an einer ähnlichen Veranstaltung wie dem Kongress der Tafel Jugend teilnehmen wollen? Das beantworteten sie am Ende mit einem einstimmigen und enthusiastischen JA. Wir freuen uns auf weitere Begegnungen und eine inspirierende Zusammenarbeit, die die Tafel-Bewegung voranbringt!


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